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Lernen, wie du Veränderung als wertvolle Chance begreifst.
Stell dir vor, du lebst so vor dich hin. Du hast dich in einer Routine eingerichtet, die dich durch den Alltag bringt. Du hast dir, so gut du eben kannst, deine eigene Ordnung geschaffen. Aber dann geschieht etwas, das an dieser Ordnung rüttelt. Das kann ein unvorhersehbares Ereignis sein wie eine Trennung oder eine Kündigung, die von jetzt auf gleich alles auf den Kopf stellt. Vielleicht wird dir aber auch mit quälender Langsamkeit bewusst, dass du schon seit geraumer Zeit unglücklich bist. So oder so geht plötzlich ein Riss durch das Gewebe deines Selbst. Irgendwas hat sich verändert. Aber du hast Angst davor, was diese Veränderung bedeutet.
Brianna Wiest weiß, dass wir Veränderung oft als Bedrohung empfinden. When You’re Ready, This Is How You Heal ist eine Einladung, Wandel anders zu denken: als Gelegenheit, dich vom Leistungsdruck fremder Erwartungen freizumachen und herauszufinden, wo deine ganz eigenen Bedürfnisse liegen; oder als Chance, herauszufinden, wer du wirklich sein möchtest. Wir laden dich in diesem Artikel ein, Veränderung als Wegweiser zu begreifen. Als den Beginn einer heilsamen Reise zurück zu dir selbst.
Mit dem Wandel gehen
Stell dir vor, du bist jahrelang einem ganz bestimmten Pfad gefolgt und hast dir eingeredet, das sei dein Leben. Aber nun gelangst du an eine Weggabelung. Auf der einen Seite liegt das, was du kennst. Auf der anderen Seite erstreckt sich unbekanntes Neuland. Und du hast plötzlich die Chance, abzubiegen. Du kannst mit dem Wandel gehen.
Die Versuchung, am Gewohnten und Bewährten festzuhalten, ist groß. Aber manchmal gibt es Signale dafür, dass du längst für Veränderung bereit bist. Vielleicht schaust du schon seit einer Weile ständig auf der Karte nach, weil du das Gefühl hast, dich zu verlaufen. Dabei sehnst du dich danach, einfach deinem inneren Kompass zu folgen und die Schönheit der Landschaft um dich herum zu genießen. Du willst instinktiv spüren, dass du auf dem richtigen Weg bist.
Du weißt insgeheim, dass es im Leben nicht darum geht, einem vorgefertigten Plan zu folgen. Das ist, als würdest du ein leckeres Rezept nachkochen und das Essen schmeckt trotzdem fad. Genuss und Freude lassen sich nicht erzwingen. Erfüllung entsteht nicht dadurch, dass du Anweisungen befolgst oder Kästchen abhakst. Es geht darum, dass du auf deine eigenen Bedürfnisse achtest. Darum, zu forschen, zu experimentieren und zu lernen.
Das kann natürlich bedeuten, dass du dich verläufst oder hinfällst. Aber das hat nichts mit „Rückschlägen“ zu tun, oder gar damit, den Anschluss zu verlieren. Das Leben ist kein Rennen auf einer schnurgeraden Strecke, sondern eher eine Art Labyrinth voller Winkel, Umwege und Sackgassen. Es gibt weder den einen richtigen Weg noch zeitliche Vorgaben. Es geht nicht darum, dass du zu vorgegebenen Zeiten vorgegebene Erfolge verzeichnest. Es geht darum, dass du die Reise an sich erlebst.
Also was kannst du tun, um mit dem Wandel zu gehen? Fang damit an, von Vergleichen mit anderen Menschen abzulassen. Finde deinen eigenen Rhythmus. Das ist wie beim Tanzen: Wenn du zu sehr auf die Schritte der anderen achtest, wird die Sache verkopft. Dann macht das Tanzen keinen Spaß. Darum bleib bei dir selbst. Lass dich vom Klang der Musik durchströmen und finde deinen eigenen Takt.
Veränderungen sind keine Sackgassen, sondern eher so etwas wie Wegweiser in neue Richtungen. Sie sind Einladungen, dich auf neuen Pfaden auszuprobieren und das Leben aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
Negative Denkmuster überschreiben
Manchmal stehen der Bereitschaft zur Veränderung zusätzliche innere Überzeugungen im Weg. Wenn du wirklich deinen eigenen Weg finden willst, musst du dich auch diesen Blockaden stellen. Hier kommen fünf typische Gedankenmuster, die Menschen von einem erfüllten und selbstbestimmten Leben abhalten.
Das erste ist die Vorstellung, das Leben sei eine Art Nullsummenspiel aus guten und schlechten Dingen. Nach dem Motto: Auf jede positive Fügung muss eine negative Wendung folgen. Erfolg, Liebe oder Zufriedenheit sind zwangsläufig flüchtig. Temporäre Spitzen in einem sonst übellaunigen Leitmotiv. Diese pessimistische Grundhaltung bringt viele Menschen dazu, sich einzuschränken und in unglücklichen Arbeits- oder Liebesbeziehungen zu verharren. Aber das stimmt so nicht. Das Leben ist keine böswillige Verschwörung. Nicht auf jeden Höhenflug folgt ein tiefer Absturz. Auch die guten und schönen Dinge können aufeinander aufbauen.
Das zweite Denkmuster ist der Glaube, man müsse Verhasstes aushalten, um Gutes zu erleben; also etwa einen seelenlosen und kräfteraubenden Job ertragen, um Freiheit und Muße zu verdienen. Aber Hass und Frust sind keine Basis für ein schönes Leben. Du darfst nach einer Arbeit suchen, die dir Spaß macht und dich erfüllt.
Drittens fühlen sich viele Menschen ständig für die Probleme um sie herum verantwortlich. Vielleicht sorgst auch du dich immer wieder um Dinge, die nicht direkt mit dir zu tun haben. Dann mach dir bewusst, dass du die Welt nicht im Alleingang retten kannst. Unterscheide zwischen Dingen, die du beeinflussen kannst, und solchen, die außerhalb deiner Macht liegen. Erlaube dir, dich von unnötigen Ängsten und Verantwortungen freizumachen.
Das vierte Muster ist die Überzeugung, Glück sei an Erfolg und Liebe an Schönheit geknüpft. Dabei sind Erfolg und Schönheit subjektive Werte, und obendrein oft durch kapitalistische Interessen verzerrt. Wie wär’s, wenn du stattdessen deine eigenen Definitionen findest? Erfolg kann bedeuten, dass du dein Leben nach deinen Vorstellungen lebst. Und Schönheit kann bedeuten, dass du authentisch bist und zu deinem Charakter und deinem Körper stehst.
Fünftens und letztens denken viele, sie seien die Summe dessen, was andere über sie denken. Aber was ist, wenn du dir stattdessen Zeit nimmst und herausfindest, wer du wirklich sein möchtest? Knüpfe deine Ziele im Leben nicht an die Erwartungen deiner Umwelt, sondern an die Bedürfnisse, die du in dir trägst.
Solche Denkmuster sind oft tief verwurzelt und hartnäckig. Aber du kannst sie erkennen, hinterfragen und peu à peu mit neuen und positiven Überzeugungen überschreiben. Dann bist du frei, dein Leben nach deinen eigenen Vorstellungen zu leben.
Die Kunst des Loslassens
Wir fühlen uns im Laufe des Lebens immer wieder an Situationen, Gegenstände, Gedanken und sogar an Personen gebunden, die uns nicht oder nicht mehr guttun. Und dann warten wir ohnmächtig darauf, dass uns irgendeine externe Kraft befreit. Dieses Warten ist unangenehm. Es sorgt für Unsicherheit und Frust und führt oft sogar zu einer perfiden Trauer, wenn es schließlich doch zur Trennung kommt. Aber warum lassen wir nicht früher los? Aktiv und aus freien Stücken? Warum behandeln wir das Loslassen als allerletzte Maßnahme, die wir erst dann ergreifen, wenn es unerträglich wird?
Es wird Zeit, das Loslassen neu zu denken. Loslassen ist kein kurzes, einmaliges Ereignis, sondern ein Prozess. Es ist eine Fähigkeit, die man erlernen und ausbauen kann. Wenn du für einen Marathon trainierst, dann läufst du zunächst kürzere Distanzen und weitest schrittweise deine Übungsstrecken aus. Analog dazu kannst du auch das Loslassen üben, indem du dich zunächst von kleineren Dingen trennst: von flüchtigen Gedanken oder der Versuchung, dich in unnütze Diskussionen zu verstricken; von Gegenständen, die du nur noch aus Nostalgie verwahrst oder von fremden Erwartungen daran, wie du dein Leben zu leben hast.
Oder von Klamotten, denen du emotional entwachsen bist. Du entwickelst dich weiter. Du bist nicht mehr der Mensch, der sich vor Jahren dieses Lieblingskleid oder jenen Lieblingsmantel gekauft hat. Also lass los! Die Trennung von äußerlichen Dingen kann symbolisch für deinen inneren Wandel stehen.
Übertrage dieses Prinzip auf die Beziehungen in deinem Leben. Manche Menschen sind nicht in der Lage, deine Zuneigung zu erwidern. Energie in diese Beziehungen zu stecken, ist wie Blumen zu gießen, die nicht wachsen wollen. Verwende deine kostbaren Ressourcen stattdessen auf Verhältnisse, die gedeihen können. Auf Menschen, die bereit sind, gemeinsam mit dir zu wachsen. Und denk daran: Unfruchtbare Beziehungen loszulassen, heißt nicht, dass du egoistisch bist oder Funktionierendes zerstörst. Es bedeutet nur, dass du ziehen lässt, was ohnehin längst weg ist.
Im Idealfall schaffst du dir mit dieser Philosophie ein Umfeld mit Menschen, die dir wirklich am Herzen liegen und die sich eine aufrichtige und liebevolle Verbindung zu dir wünschen. Lass los, was dir nicht guttut. Denn so entsteht Platz für all das, was dich deiner Vorstellung von einem guten und erfüllten Leben näherbringt.
Sei nicht die Beste, sondern du selbst
Der Mut zur Veränderung beginnt oft mit Träumen. Mit Projektionen und Vorstellungen davon, wie das Leben jenseits der Weggabelung entlang der neuen Pfade aussehen könnte. Aber Träume sind zweischneidige Schwerter.
Zum einen schüren sie Ambitionen und Ansprüche. Zum anderen schaffen sie ganz neue Ängste. Was, wenn du dir zu hohe Ziele steckst? Was, wenn der Weg zu deinen Ambitionen zu steil ist?
Wenn dich solche Ängste lähmen, dann blicke nicht nach oben. Vergleiche dich nicht mit den schwindelerregenden Erfolgen irgendwelcher Koryphäen oder Top-Performer. Das führt nur dazu, dass du dich minderwertig fühlst. Sieh ihre Leistungen stattdessen als Inspiration und wertvolle Pionierarbeit. Als Ausdruck dessen, was möglich ist. Es geht nicht darum, die Leistungen anderer Menschen zu kopieren oder sich einen winzigen Platz ganz oben auf dem Gipfel zu erstreiten. Die Welt hat Platz, für was auch immer du erschaffen möchtest.
Viele Menschen glauben, Erfolg sei nur den Ausnahmetalenten vorbehalten. Und das lässt sie an ihren eigenen Fähigkeiten zweifeln. In Wirklichkeit entsteht Erfolg oft dadurch, dass Menschen beharrlich, fleißig oder mutig auf ihre Träume hinarbeiten – trotz, oder gerade wegen ihrer Makel. Mach dir bewusst, dass selbst deine größten Idole irgendwann mal ganz normale Brötchenjobs hatten. Unterm Strich zählt nicht dein Idealismus, sondern, dass du allen Widrigkeiten zum Trotz etwas in die Welt setzt und am Ball bleibst.
Denk mal drüber nach: Was macht deine Lieblingskunst für dich besonders? Dass sie auf Bestsellerlisten steht oder von Kritiken gefeiert wird? Nein. Sie liegt dir am Herzen, weil die Kunst zu dir spricht und mit deinen eigenen Erfahrungen und Gefühlen resoniert. Der Wert als Künstler bedingt sich nicht durch Ruhm oder Reichweite. Am Ende geht es nur darum, dass du dich traust, deine eigene Stimme zu finden.
Das ist die Art von Kunst, nach der wir Menschen suchen: nach Narrativen, die unsere eigenen Geschichten spiegeln; nach Worten, Bildern und Klängen, in denen wir uns wiederfinden. Und diese Verbindung entsteht dann, wenn Kunst authentisch ist und von Herzen kommt. Das ist die Art von Kunst, die etwas bedeutet. Das ist die Art von Kunst, die in uns nachhallt.
Hör wieder auf deine innere Stimme
Erinnerst du dich noch an deine Kindheit? Daran, wie du furchtlos Klamotten getragen hast, die dich glücklich machten? Daran, wie du selbstbewusst deinen Impulsen gefolgt bist oder schamlos Bedürfnisse wie Hunger geäußert hast? Du hattest ein intuitives Gespür dafür, was du brauchtest und wolltest. Aber dann wurde diese Selbstwahrnehmung nach und nach von den Normen und Erwartungen der Gesellschaft überschrieben. Du hast angefangen, deine Erscheinung und Ernährung auf ästhetische Trends abzustimmen. Der kindlich direkte Draht zu deinen Instinkten wurde durch ständige Selbstzweifel ersetzt.
Das führt auf Dauer zu einem Teufelskreis aus Selbstsabotage und Hyperkorrektur. Du reparierst an Dingen herum, die gar nicht kaputt sind. Als ob dein Leben ständig optimiert werden müsste und von Grund auf suboptimal verlaufe. Du versuchst unermüdlich, produktiver zu werden oder deinen beruflichen Erfolg oder deinen sozialen Status zur Schau zu stellen. Und hinter alledem steckt das Gefühl, nicht gut genug zu sein, ständig in Konkurrenz zu stehen und deinen Wert durch externe Bestätigung validieren zu müssen.
Also: Wie kannst du diesem Teufelskreis der Hyperkorrektur entkommen? Fang damit an, bei Entscheidungen wieder auf dein Bauchgefühl zu hören. Beginne mit kleinen Dingen: Probiere neues Essen, höre neue Musik oder sieh dir einen neuen Film an. Setz dich unbekannten Reizen aus und achte dabei darauf, was dir wirklich gefällt und guttut. Dann taste dich zu deinen Grundbedürfnissen vor: zu Hunger, Durst und Müdigkeit. Bemerke bewusst, wann sie sich melden und geh ihnen nach! All das stärkt die Rückverbindung zu deinen Instinkten.
Mach dir bewusst, dass die ständige Hyperkorrektur kein natürliches Verhalten ist, sondern angelernt. Versuche, dich selbst und andere Menschen so zu nehmen – und wertzuschätzen – wie sie sind. So machst du dich sukzessive frei von dem kapitalistischen Gedanken, wir müssten miteinander um unseren Selbstwert und um unsere soziale Stellung konkurrieren.
Und last but not least: Hör auf, alles persönlich zu nehmen. Die Kommentare anderer Leute sind keine objektiven Urteile über deinen Wert als Mensch – sondern in erster Linie Ausdruck ihrer Verletzungen, Unsicherheiten, Vorurteile! Also beziehe sie nicht auf dich!
Blende die lauten Stimmen in deiner Umwelt aus und lausche der leisen Stimme in deinem Inneren. Sie wird dich wissen lassen, wenn ein Bereich deines Lebens nach Wandel schreit. Denn genau darauf kommt es an: darauf, dass du dich selbst verändern willst, weil du dich wertschätzt und auf deine eigenen Wünsche und Bedürfnisse achtest.
Ob wir wollen oder nicht: Leben bedeutet Veränderung. Alles ist in ständigem Wandel begriffen: wir selbst, unsere Mitmenschen und auch die Kultur und die Gesellschaft um uns herum. Die entscheidende Frage ist, wie wir mit dieser Tatsache umgehen. Versuchst du, auf Biegen und Brechen an der Vergangenheit festzuhalten oder gehst du mit dem Wandel? Wenn du ganz ehrlich mit dir bist, dann spürst du, dass du längst für den Wandel bereit bist. Du hattest nur Angst, diesen Schritt zu gehen. Dann wird es Zeit, dass du loslässt: von den negativen Überzeugungen, die du mit Wandel verbindest, bis zu den Beziehungen und Gegenständen, die dir nicht oder nicht mehr guttun. So schaffst du Platz für Dinge, die zu dir und deinen wirklichen Bedürfnissen passen.
Dafür musst du dich von den Normen und Konventionen deiner Umwelt freimachen: von all den fremden, verzerrten und destruktiven Meinungen darüber, wie ein gutes Leben aussieht. Fang an, wieder auf deine eigenen Bedürfnisse zu hören und übe dich darin, deinen Instinkten zu folgen. Trau dich, ihnen Ausdruck zu verleihen und deiner kleinen Welt deinen eigenen Stempel aufzudrücken. Das sind die Wegweiser in ein Leben voller Selbstliebe und Selbstbestimmung.