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In jeder längeren Beziehung kommt es früher oder später zu Problemen und Zweifeln. Bei den einen droht die Midlife-Crisis, bei den anderen wird die Romantik von Routine torpediert. Auch der Dating-Markt lockt mit Verheißungen des schnellen Glücks. Viele Paare können sich selbst nach Jahren oder Jahrzehnten nicht sicher sein, dass ihre Beziehung oder Ehe bis ins Alter hält. In diesen Blinks erfährst du, weshalb es sich lohnt, für die Langzeitbeziehung zu kämpfen und wie es dir und deinem Partner gelingt, Hindernisse zu überwinden.
Die Liebe von heute ist idealisiert, überladen und oft kalkuliert.
Geht es nach Partnersuchanzeigen, Dating-Portalen oder Gesprächen mit Freunden, wird überall das gleiche seltene Geschöpf gesucht. Beim Mann fürs Leben darf es nicht weniger als ein heißblütiger Liebhaber sein, gleichzeitig sollte er aber auch als engster Vertrauter taugen, mit dem sich alles bereden lässt. Auf der Suche nach der Traumfrau sind die Ansprüche nicht weniger hoch: Gesucht wird eine Mischung aus Mutter Teresa und Supermodel, aus Penélope Cruz und Christine Lagarde. Oder noch besser: Mutter, Vamp, Karriere- und Hausfrau in einem – dabei immer durchgestylt, schlank und schön, versteht sich.
Im realen Leben kommt diesem Ideal natürlich niemand auch nur halbwegs nahe. Das sollte eigentlich allen bewusst sein und doch steigt bei vielen Menschen der Druck, den Ansprüchen der anderen gerecht zu werden und gleichzeitig den perfekten Partner für sich zu finden. Die Überhöhung von Liebe und Partnerschaft ist tief in unseren Vorstellungen verwurzelt. Sie begann mit der Romantik im neunzehnten Jahrhundert, als Ehe und Liebe plötzlich zum ultimativen Hort des Glücks und des immerwährenden Sonnenscheins erklärt wurden.
Parallel zu der Idealisierung hat sich paradoxerweise auch das Bestreben durchgesetzt, Partnerschaft und Liebe als kalkuliertes, ökonomisches Unterfangen anzugehen. Denn mit unserem Wunsch nach dem perfekten Partner glauben wir, es gehe immer noch besser.
Völlig unromantisch hat sich der Ehrgeiz durchgesetzt, das Optimum aus dem Liebes-Angebot rauszuholen, wodurch die Fähigkeit verloren geht, Konflikte, Probleme und Untiefen einer Beziehung überhaupt auszuhalten. Viel leichter ist es doch, alles hinzuschmeißen und sich den oder die Nächste aus einer Dating-App zu angeln, die dann wiederum ausgetauscht werden kann, wenn es ungemütlich wird.
Dass man sich durch dieses Verhalten um jenes Glück bringt, das man sich insgeheim so sehnlichst wünscht, liegt auf der Hand. Was es braucht, sind Durchhaltevermögen und Kompromissbereitschaft, einen Wechsel vom Sprint der vielen kurzen Beziehungsgeschichten auf die Langstrecke.
Lange Liebe ist gut für Körper und Seele – eine Trennung dagegen eine echte Tortur.
Die sogenannte serielle Monogamie, also viele kurze Beziehungen nacheinander, hat sich als modernes Beziehungsverhalten durchgesetzt. Das hat auch mit der höheren Bereitschaft zur Trennung oder Scheidung zu tun. Was natürlich nicht heißen soll, dass früher alles besser war. Aus medizinischer und psychologischer Sicht scheint eine mittelprächtige Beziehung allerdings immer noch gesünder zu sein, als den Stress einer Trennung durchzustehen.
Natürlich gibt es gute Gründe, sich zu trennen. Oft zahlen wir dafür jedoch einen hohen Preis. Zunächst einmal kann sich eine Trennung finanziell schwerwiegend auswirken. Wenn Kinder im Spiel sind, leiden diese emotional unter der Trennung der Eltern und auch Freunde werden häufig gezwungen, sich für eine Seite zu entscheiden, wodurch sich das soziale Umfeld der Getrennten schlagartig verkleinert.
Gerade für ältere Menschen kommen bei einer Trennung oder Scheidung handfeste medizinische Risiken hinzu. Älteren Menschen fällt es besonders schwer, sich ein neues soziales Umfeld aufzubauen – ihnen drohen soziale Isolation und Einsamkeit. Mögliche Gesundheitsschäden, die daraus resultieren, sind Bluthochdruck, Diabetes oder Demenz.
In einer Metaanalyse aus dem Jahr 2010, welche die Daten von über dreihunderttausend Erwachsenen berücksichtigte, hat ein Team unter der Leitung der Psychologin Julianne Holt-Lunstad klar gezeigt: Je einsamer jemand ist, desto größer ist die Gefahr für die Gesundheit. Einsamkeit sei hier in ihrer Wirkung in etwa so riskant wie 15 Zigaretten am Tag.
Einsamkeit bedeutet für den Körper Stress und dieser erhöht die Gefahr von Entzündungen. Hinzu kommt, dass einsame Menschen eher zu Alkohol, Zigaretten oder anderem ungesunden Verhalten neigen.
Im Umkehrschluss bedeutet dies: Langzeitbeziehungen halten gesund und erhöhen die Lebenserwartung um mehrere Jahre. Kardiologen aus Atlanta konnten diesen Zusammenhang insbesondere bei Menschen mit Herzleiden feststellen. Anhand von sechstausend Patienten, die mit dem Verdacht auf verengte Kranzgefäße ins Krankenhaus eingeliefert wurden, wiesen unverheiratete gegenüber verheirateten Patienten ein zweiundfünfzig Prozent höheres Herzinfarkt-Risiko auf.
Eine Beziehung ist außerdem gut für das Immunsystem, erhöht die Stresstoleranz und mindert das Schmerzempfinden. Ehen und Langzeitbeziehungen sind also medizinisch gesehen eine hervorragende Idee und sollten nicht vorschnell über Bord geworfen werden. Überraschenderweise scheint dieser Effekt auch noch zu wirken, wenn sich die Partner viel streiten oder es eigentlich nur noch miteinander aushalten.
Zweifel können ein Frühwarnsystem sein – oder zum Ende der langen Liebe beitragen.
Es gehört zu den heutigen Ansprüchen an eine Beziehung, dass man mit seiner Partnerin über alles reden kann. Frei, ungezwungen und ehrlich soll es zugehen. Dazu gehört es auch, Zweifel an der Partnerschaft zu thematisieren – schließlich sind sie bis zu einem gewissen Maß normal und kommen bei jedem einmal vor. Sollten die Grübeleien nicht abzustellen sein, ist das allerdings eine deutliche Warnung: Hier muss gehandelt werden, sonst ist es bald vorbei mit der langen Liebe.
Ein Klassiker unter den Tabufragen lautet: Liebe ich sie oder ihn eigentlich noch? Wenn diese Frage regelmäßig gestellt wird, ist die Liebe in größter Gefahr. Der Philosoph Hans-Georg Gadamer hat es treffend beschrieben: In dem Moment, in dem man grundsätzlich anzweifelt, ob man noch liebt, tut man es für einen kurzen Augenblick schon nicht mehr. Denn Liebe zeichnet sich gerade durch einen Zustand der Selbstvergessenheit aus – man denkt erst darüber nach, wenn sie gefährdet ist.
Ein weiterer verbreiteter Zweifel fragt: Wäre dieser oder jene nicht der bessere Partner gewesen? Bei dieser Frage sollte man sich bewusst machen, dass man nur verlieren kann. Zudem ist sie in mehrerer Hinsicht ungerecht: Erstens gibt es fast immer jemanden, der hinreißender, toller oder liebenswürdiger erscheint – oder einfach nur besser aussieht. Zweitens kennt man den Langzeitpartner auch mit all seinen Schwächen; die Angehimmelte dagegen nur von außen. Bei diesem Zweifel sollte man sich also schnell fragen, ob man der Beziehung und dem Partner nicht unrecht tut.
In eine ähnliche Kerbe schlägt die Angst, etwas verpasst zu haben. Zwischen Anfang 40 und Ende 50 ziehen viele Menschen eine Zwischenbilanz in ihrem Leben. Wenn die allzu negativ ausfällt, kann das schnell der Partnerin oder dem Partner angekreidet werden – und zwar in der Regel zu Unrecht. Denn meist geht es bloß um einen selbst und wie man zu den Entscheidungen steht, die man im Leben getroffen hat. Hier sollte man die Verantwortung nicht auf den Partner abwälzen und damit die Beziehung vergiften.
Bei allen Zweifeln, die jedem einmal kommen, sollte man diese auch immer hinterfragen. Sind sie wirklich gerechtfertigt und haben sie überhaupt mit der Beziehung zu tun? Sie sind bloß destruktiv oder weisen sie auf eine echte Schieflage hin, die man gemeinsam als Paar angehen sollte?
Ob eine Beziehung gut oder schlecht ist, ist oft eine Frage der Perspektive.
Während Zweifel der bewusste Ausdruck einer kriselnden Partnerschaft sind, gibt es auch eine Menge Unachtsamkeiten, die uns im Laufe einer längeren Beziehung unterlaufen und das Liebesgebäude mit der Zeit empfindlich untergraben. Zu verstehen, wie und warum es Schaden nimmt, ist der erste Schritt, um das Fundament zu erneuern und die Beziehung vor dem Einsturz zu bewahren.
In der anfänglichen Verliebtheitsphase betrachten wir gerne alles durch die rosarote Brille, doch mit der Zeit und im Alltag mischen sich Grautöne hinzu – was ganz normal ist. Das Feuerwerk aus Botenstoffen in unserem Gehirn, das von der Liebe entzündet wird, ist nun mal irgendwann abgebrannt. Doch gerade, wenn sich der Tumult gelegt hat, werden die Weichen für die Zukunft der Beziehung gestellt.
Bleibt der Blick auf den anderen wohlwollend und nachsichtig angesichts der nun sichtbaren Imperfektion oder schleichen sich Härte und Strenge ein? Nach Jahren der Beziehung gewinnen Respekt, Nachsicht und Fürsorge eine größere Wichtigkeit als die stürmische Leidenschaft des Anfangs, auch wenn das weniger sexy klingt.
Klare Signale, dass etwas im Argen liegt, gehen von der Sprache aus, die ein Paar benutzt. Wenn es etwa um Marotten und Macken geht, sind Wörter wie „immer“, „ständig“ oder „nie“ klare Alarmsignale. Statt der rosaroten trägt der Partner nun die Negativbrille auf der Nase. Leider kommt es dann auch immer und ständig zum Streit wegen derselben Dinge.
Hier kann es helfen, den Teufelskreis aus stichelnder Kritik und beleidigten Vorwürfen zu durchbrechen, sprich den eigenen Impuls eines verletzenden Widerwortes zu unterdrücken. Ein wenig Galgenhumor und Gelassenheit können Wunder wirken und zur beiderseitigen Abrüstung beitragen.
Wer sich bemüht, immer auch das Erfreuliche und Schöne am anderen wahrzunehmen, kann einen gnadenlosen oder kalten Blick wieder in einen liebevollen oder zumindest gnädigen Blick umwandeln. Dann sind die Macken, die einen vorher in den Wahnsinn getrieben haben, plötzlich gar nicht mehr so schlimm.
Mit folgender kurzer Übung, die der Paartherapeut David Wilchfort vorschlägt, gelingt die Verschiebung des Blicks ganz leicht: Nimm dir jeden Tag eine Minute Zeit und denke an einen positiven Moment aus den zurückliegenden 24 Stunden, den du mit deiner Partnerin erlebt hast. Denke nicht an Streitereien, Diskussionen oder Stichelei, bloß an einen schönen Augenblick. Wenn du das eine Woche oder sogar einen Monat durchhältst, wird sich deine Perspektive unvermeidlich ändern und es zieht wieder mehr Harmonie in eure Beziehung ein.
Diese sieben Grundregeln machen aus einer durchschnittlichen Beziehung eine glückliche.
Der amerikanische Psychologe und Beziehungswissenschaftler John Gottman wurde unter anderem für die sogenannte Gottman-Konstante bekannt. Was nach einem physikalischen Gesetz klingt, ist tatsächlich eine Art Naturgesetz für Beziehungen. Dieses besagt, dass einer negativen Interaktion fünf positive entsprechen müssen, damit eine Beziehung stabil bleibt. Natürlich wird niemand in seinem Alltag dieses Fünf-zu-eins-Verhältnis nachmessen, trotzdem gibt die Gottman-Konstante eine gute ungefähre Orientierung, wie es um die eigene Beziehung steht.
Abgesehen von dieser ersten Richtschnur hat Gottman auch ein Set von sieben Regeln aufgestellt, das langjährige, aber bröckelnde Beziehungen stabilisiert und durchschnittliche Ehen in glückliche verwandeln kann.
Die erste Regel lautet, die sogenannte Partner-Landkarte zu aktualisieren. Das heißt, sich darüber auszutauschen, wie man den Zustand der Beziehung sieht, was einem gefällt und was nicht. Dieser Schritt kann natürlich schmerzhaft sein, hilft aber, die Beziehungspartner wieder ins Gespräch zu bringen, wenn die Lage verfahren ist oder Probleme einfach totgeschwiegen werden.
Um Zuneigung und Bewunderung geht es bei der zweiten Regel. Sagt euch immer wieder, wie sehr ihr einander zugetan seid. Vielleicht denkst du nach so vielen Jahren, dass eure Gefühle füreinander selbstverständlich sind, doch es hilft, sie sich immer wieder bewusst zu machen.
Die dritte Regel lautet, sich einander zu- und nicht voneinander abzuwenden, besonders in schwierigen oder konfliktreichen Zeiten. Das mag banal klingen, ist aber gar nicht so einfach. Die meisten Menschen neigen dazu, sich zurückzuziehen und einzuigeln, wenn es ungemütlich wird. Regel vier schließt gleich daran an: Es geht um die Bereitschaft, sich vom Partner beeinflussen und überzeugen zu lassen und seine Vorstöße nicht stur abzublocken.
Die fünfte Regel rät, sich auf jene Probleme zu konzentrieren, die sich auch wirklich lösen lassen und das sind meist mehr, als man im Moment des Klagens realisiert. Dazu gehört auch, und das ist Nummer sechs, Stillstand und Pattsituationen nicht zuzulassen. Das gelingt meist schon, wenn einer von euch sich einen Ruck gibt und die Initiative ergreift.
Die letzte Regel betont die Wichtigkeit, sich gemeinsam als Paar einen Sinn zu verschaffen, der über das alltägliche Beisammensein hinausgeht. Sucht euch also ein gemeinsames Projekt – sei es eine Reise oder die Renovierung des Dachbodens.
Natürlich bedarf jede dieser Regel einer genaueren Ausgestaltung, bei der die Initiative von einem der Partner gefragt ist. Trotzdem bieten sie eine gute Anregung dafür, den eigenen Ideen zum Umgang mit dem Partner eine Form zu geben.
Den anderen ändern zu wollen, wird nicht funktionieren – fange stattdessen bei dir an.
Ist eine langjährige Beziehung in eine bedrohliche Schieflage geraten, kommt es zu einem seltsamen, oft traurigen Phänomen: Beide Partner sind ständig in Bewegung, attackieren und kritisieren einander, drohen, wüten und machen sich Vorwürfe. Trotzdem kommen sie nicht aus dieser verfahrenen Situation heraus.
Doch egal wie tief beide sich in ihren Positionen verschanzt haben, teilen sie doch eine Überzeugung: Der andere muss sich dringend ändern. Oft ist diese Haltung sogar nachvollziehbar, denn die Probleme scheinen offensichtlich zu sein.
Trotzdem warten beide meist vergeblich, während die Entfremdung weiter voranschreitet. Für dieses Problem gibt es eine erstaunlich einfache Lösung: Befindest du dich in solch einer Situation, dann fang bei dir selbst an. Natürlich kostet das Überwindung. Doch anstatt dich selbst als den zu sehen, der nachgibt, solltest du dich eher dafür loben, dass du die Initiative ergreifst.
Wer über seinen eigenen Schatten springt, tut sich und der Beziehung etwas Gutes, indem er ein Vorbild für den Partner ist. Denn garantiert wird der nach einiger Zeit nachziehen und sein Verhalten ebenfalls ändern. Zudem kommt das heilsame Gefühl der Selbstwirksamkeit hinzu, wenn du die Situation in die Hand nimmst, anstatt dich ihr ausgeliefert zu fühlen.
Entsprechend hilfreich kann es sein, therapeutische Hilfe für in Anspruch zu nehmen, selbst wenn man das Problem klar beim anderen oder in der Beziehung sieht. Sobald einer von euch sich aus der Deckung traut und ein Problem angeht, entfaltet das eine erstaunliche Wirkung.
Im Übrigen muss es dafür nicht erst besonders ernst um die langjährige Liebe stehen. Ein verbreitetes Problem vieler Paare besteht darin, Zeit füreinander und für die Liebe zu finden.
In vielen Familien stellt sich nach Jahren das Muster ein, dass nach dem alltäglichen Organisationswahnsinn gerade noch Zeit für Sport oder einen Abend mit Freunden bleibt. Die Zeit mit dem Partner wird dabei immer hinten angestellt. Wochenendreisen, Restaurant- oder Kinobesuche finden nur noch selten oder gar nicht mehr statt.
Um nicht in diese Falle zu tappen, kann es Wunder wirken, den gemeinsamen Abend als Paar nach ganz oben auf die Prioritätenliste zu setzen. Dem Partner wird das nicht lange verborgen bleiben. Er wird sich geschmeichelt und ermuntert fühlen, ebenfalls für Platz im Terminkalender zu sorgen.
Sex hält Beziehungen lebendig – doch nach vielen Jahren entsteht er nicht mehr aus spontaner Lust.
Die fehlende Zeit für Zweisamkeit betrifft leider auch das Thema Sex. Wobei zum Zeitstress noch das Problem hinzukommt, dass die Lust mit den Jahren nachlässt. Das ist übrigens ganz normal und sollte nicht als schlechtes Zeichen missverstanden werden. Selbst in der tollsten Partnerschaft kommt irgendwann die Biologie zum Zuge. Nach der Leidenschaft des Anfangs flachen die Hormonspiegel ab und das Paar landet nicht mehr ständig wie von selbst im Bett.
Andererseits wachsen mit der Zeit auch das Vertrauen, die Nähe und Intimität. Der Schlüssel, um sich in langjährigen Beziehungen eine erfüllte Sexualität zu bewahren, ist deshalb, Veränderungen anzunehmen. Auf die leidenschaftliche Sexualität des Anfangs folgt die intime Sexualität, bei der sich die Partner zwar nicht mehr die Kleider vom Leib reißen, der Sex jedoch auf einer tieferen emotionalen Bindung beruht.
Da intime Sexualität nicht spontan entsteht, schlägt der Paartherapeut Hans Jellouschek vor, sich bewusst zum Sex zu verabreden. Natürlich geht es dabei nicht um eine Verpflichtung! Vielmehr soll überhaupt erst die Gelegenheit zum Sex entstehen, damit Zeitmangel die Partner nicht dieser wichtigen Facette ihrer Liebe beraubt.
Sex kann die Qualität einer Beziehung maßgeblich beeinflussen. Die Psychologin Lindsey Hicks zeigte anhand einer Studie, dass die Häufigkeit, mit der Paare Sex haben, die gegenseitige Wahrnehmung der Partner beeinflusst. Soll heißen: Je häufiger ein Paar Sex hat, desto positiver sehen sie die Eigenschaften des Partners.
Zeitmangel ist allerdings nicht das einzige Hindernis, mit dem Paare in Langzeitbeziehungen fertig werden müssen. Für einige Menschen ist der Gedanke, dass Sex nicht aus spontaner Lust entstehen muss, vollkommen neu und ungewohnt. Das Konzept der intimen Sexualität muss daher erst erlernt werden. Dass sich das allemal lohnt, zeigt sich daran, dass nicht nur die Beziehung erhalten bleibt, sondern auch der Genuss steigt.
Der Paartherapeut Holger Kuntze charakterisiert intime Sexualität folgendermaßen: „Intime Sexualität ist dadurch geprägt, dem anderen seine Bedürfnisse zu erfüllen, dadurch, dass man vor dem Sex über seine Bedürfnisse und Wünsche spricht.” Der Rat der Experten ist also klar: Um Sexualität zu erhalten, muss Gelegenheit zum Sex geschaffen werden. Zudem müssen die Partner miteinander darüber sprechen, was sie sich wünschen, wie sie es sich wünschen und wie oft. Auf so explizite Art zueinanderzufinden, muss nicht unromantisch sein. Sieh es vielmehr als Vertiefung der Beziehung, die eine neue Erfahrung von Liebe und Leidenschaft erlaubt.
Die lange Liebe steht heutzutage von vielen Seiten unter Beschuss. Dabei lohnt es sich, um die langjährige Beziehung zu kämpfen, denn sie macht glücklich und hält gesund. Eine lange Beziehung gelingt und überlebt, wenn die Partner Kommunikationsfallen aus dem Weg räumen und aufeinander zugehen: um Konflikte zu lösen, Zeit zu finden und neue Facetten der eigenen Sexualität zu entdecken.